Streit zwischen Gemeindewehrführung Timmendorfer Strand und der Ortswehrführung Groß Timmendorf

	Gemeindewehrführung

Von René Kleinschmidt

Timmendorfer Strand. Gemeindewehrführer Stephan Muuss begrüßte auf der Jahreshauptversammlung der Gemeindewehr Timmendorfer Strand am vergangenen Freitag 67 von insgesamt 142 aktiven Mitgliedern im Grand Hotel Seeschlösschen und somit leider fünf zu wenig, um beschlussfähig zu sein. Das lag unter anderem auch daran, dass sich die Freiwillige Feuerwehr Niendorf aufgrund der Beisetzung des verstorbenen Kameraden Klaus Göckens in großen Teilen entschuldigt hat. Somit wird es spätestens im April eine weitere Versammlung geben, um die neue Satzung zu verabschieden und um die Wahlen des Jugendwartes und Schriftführers durchzuführen. Nach einem gemeinsamen Essen folgten die Berichte, Beförderungen und Ehrungen sowie Grussworte der zahlreichen Gäste.

Brisant wurde es zum Ende der Versammlung, als Gemeindewehrführer Stephan Muuss in seiner Schlussrede schwere Vorwürfe gegen den Vorstand der Ortswehr Groß Timmendorf erhob: „Seit den letzten zwölf Monaten beschäftigen wir uns leider nur noch mit einem Thema, der Wehrführung in Groß Timmendorf. Vertrauen und Ehrlichkeit sind leider nicht mehr vorhanden. Immer wieder wird die Gemeindewehrführung, der Gemeindewehrvorstand vorgeführt und vor vollendete Tatsachen gestellt. Man trifft sich, trifft Absprachen und in keinster Weise wird sich daran gehalten.“

Dabei ging es unter anderem um den Feuerwehrbedarfsplan: „Dieser wurde gemeinsam erstellt, immer haben alle Wehren und wir als Gemeindewehrführung hinter vier Wehren gestanden. Besonders Groß Timmendorf ist nie in Frage gestellt worden, auch wenn sie zum damaligen Zeitpunkt sehr schwach aufgestellt war. Immer wurde die Wehr in allen Punkten von allen getragen und unterstützt!“ Muuss erwähnte in seinem Schlusswort unter anderem, dass es damals das einfachste und für die Gemeinde das preiswerteste gewesen wäre, die Struktur auf drei Wehren zu setzen. „Es wäre denk- und machbar gewesen, ein neues Gerätehaus am Ortsausgang Timmendorfer Strand zu bauen und die Wehr Groß Timmendorf an Timmendorfer Strand anzugliedern, aber wir haben uns intern klar für den Erhalt der Wehr in Groß Timmendorf ausgesprochen.“

Der Feuerwehrbedarfsplan wurde im Juni im Vorstand der Gemeindewehr einstimmig - mit den Stimmen der Wehr Groß Timmendorf - beschlossen, „aber sieben Tage später wurde dies wieder in Frage gestellt.“ Stephan Muuss und sein Stellvertreter Burkhard Wegener sind sichtlich verärgert: „Immer wieder wurde über die Politik versucht, Teile des Feuerwehrbedarfsplanes zugunsten der Wehr Groß Timmendorf zu ändern, was aber nicht fruchtete.“

Und dann kommt das neue Löschfahrzeug LF 10 ins Spiel: „Da das LF 8 der Wehr Groß Timmendorf immer älter wird und es mitterweile keine Ersatzteile mehr gibt, war intern eine Umstellung des TSF-W der Wehr Niendorf angeregt worden, um den Brandschutz im Dorf erstmal für die kommende Zeit sicherzustellen,“ so der Gemeindewehrführer. „Als es dann für den Haushalt 2016 konkret wurde, weil für Niendorf ein LF 10 beschafft werden soll, lief der Vorstand aus Groß Timmendorf Sturm dagegen. Da ja nun der Neubau des Gerätehauses in Groß Timmendorf in greifbare Nähe rückt, versucht deren Wehrführung den Beschluss der Gemeindevertretung rückgängig zu machen und das zu beschaffende LF 10 direkt nach Groß Timmendorf zu führen.“

Da die Wehr in Groß Timmendorf Ende 2017/2018 in ihr neues Gerätehaus einziehen soll, wird sich die Gemeindewehrführung für ein LF 10 für die Ortswehr, welches auch erforderlich ist, zusätzlich einsetzen und für die Anschaffung notwendige Gelder einwerben.

„Nur fünf Tage später hat sich dann die Wehrführung aus Groß Timmendorf, ohne uns zu informieren, mit der Bitte um ein Gespräch wegen des LF 10 und Aufschiebung der Ausschreibung für Niendorf an die Bürgermeistern gewandt. Wir sind menschlich zutiefst enttäuscht von der Art und Weise wie hier miteinander umgegangen wird, da die Glaubwürdigkeit von uns in Frage gestellt wird,“ so Stephan Muuss und Burkhard Wegener in ihrem Schlusswort, in dem sie auch ihr erneutes Ziel nannten: „Nur mit Ehrlichkeit und Vertrauen können wir in Zukunft bestehen, lasst die Politik und Wahlversprechen aus unseren Wehren, wir sind eine Leuchtturmgemeinde in vielen Dingen, lasst den Leuchtturm wieder leuchten und denkt immer an unseren Wahlspruch ,Gott zur Ehr, dem nächsten zur Wehr’!“

Da der Ortswehrführer von Groß Timmendorf, Thomas Brede, nach dem Schlusswort von Muuss keine Möglichkeit bekam, seine Sicht der Dinge öffentlich darzustellen, fragten TiNi24.de und „der reporter“ nach: „Es war von uns nie gewünscht, dass diese Angelegenheit öffentlich gemacht wird und wir haben auch nie jemanden persönlich angegriffen,“ so Thomas Brede. „Eigentlich sollte es vor der Jahresversammlung ein internes Gespräch mit beiden Gemeindewehrführern, Bürgermeisterin Hatice Kara und Ordnungsamtsleiterin Kerstin Hartz geben. Da die Bürgermeisterin erkrankt war, ist es aber nicht zu dem Gespräch gekommen und wird wohl in Kürze nachgeholt, um eine interne Einigung zu finden.“ Zu den erhobenen Vorwürfen wollte er sich nicht weiter äußern.

Stephan Muuss setzt auf eine interne Vorstandssitzung der Gemeindewehr, bei der neben den Gemeindewehrführern alle vier Ortswehrführer mit ihren Stellvertretern teilnehmen. Diese muss von Bürgermeisterin Hatice Kara als Dienstherrin einberufen werden.

Erfreulicher waren am Abend die Beförderungen und Ehrungen: Carsten Joester (FFW Hemmelsdorf) wurde zum Hauptlöschmeister (zwei Sterne) und Marcel Begier (FFW Groß Timmendorf) zum Oberlöschmeister befördert. Für 25 Jahre aktiven Dienst erhielt Björn Jessen (FFW Timmendorfer Strand) das Brandschutz-Ehrenzeichen in Silber.


Für 25 Jahre aktiven Dienst erhielt Björn Jessen (FFW Timmendorfer Strand, Mitte) das Brandschutz-Ehrenzeichen in Silber. Links Gemeindewehrführer Stephan Muuss, rechts Bürgermeisterin Hatice Kara. (Foto: René Kleinschmidt)

Die Einsatzbilanz der vier Wehren im vergangenen Jahr: 349 Einsätze (Timmendorfer Strand 164, Niendorf 138, Groß Timmendorf 24 und Hemmelsdorf 23). R.K.

Zum Foto ganz oben (zum Vergrößern bitte anklicken!): Gemeindewehrführer Stephan Muuss (li.) und sein Stellvertreter Burkhard Wegener zeigten sich mehr als enttäuscht von dem Verhalten der Groß Timmendorfer Wehrführung. (Foto: René Kleinschmidt)

Dieser Bericht ist auch in der morgigen Ausgabe des Familienwochenblattes "der reporter" (Ausgabe Timmendorfer Strand-Bad Schwartau) sowie online unter www.der-reporter.de nachzulesen!

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