„Strohdachhaus“ in Timmendorfer Strand wieder eröffnet - Gemeinde hat rd. 350.000 € in die Sanierung investiert

	Strohdachhaus

Timmendorfer Strand. Bürgermeister Volker Popp hat am Freitag das „Strohdachhaus“ am Timmendorfer Platz offiziell wieder eröffnet. Das in erster Linie als Treffpunkt für die Senioren genutzte Gebäude wurde für rund 350.000,- € energetisch saniert und der Zugangsbereich barrierefrei umgebaut. „Mit der Wiedereröffnung des Strohdachhauses findet ein weiteres Projekt zur Stärkung der Gemeinschaft innerhalb unserer Gemeinde seinen Abschluss“, würdigt Volker Popp die beendete Sanierung des Gebäudes.

Möglich wurde dieses letztendlich durch die Förderung von Bund und Land nach dem Gesetz zur Umsetzung von Zukunftsinvestitionen der Kommunen und Länder in Schleswig-Holstein, die 75 % der Baukosten übernommen haben. Der gemeindliche Anteil beläuft sich auf rd. 85.000,- €.

Ursprünglich hatte die Gemeinde die Haushaltsmittel für eine energetische Sanierung des Jugend- und Seniorentreffs in der alten Schule in Groß Timmendorf eingeplant. Aufgrund der dort vorhandenen gemischten Nutzung des Gebäudes mit einem privaten Anteil von über 10 % bezogen auf die Gesamtfläche war eine Förderung nach dem Zukunftsinvestitionsgesetz nicht möglich. „Ich bin dem Land Schleswig-Holstein sehr dankbar, dass die Fördermittel nicht verfallen sind, sondern für das Projekt „Sanierung der Altenbegegnungsstätte“ eingesetzt werden konnten.“


Nach der offiziellen Schlüsselübergabe: Bürgervorsteherin Anja Evers, Architekt Jörg Bever und Bürgermeister Volker Popp (Foto: René Kleinschmidt)

Im Zuge der durchgeführten Sanierungsmaßnahmen wurden die Fenster im vorderen und seitlichen Fassadenbereich nach dem originalem Erscheinungsbild erneuert, die übrigen Fenster wurden restauriert. Im Keller wurde der Fußbodenbereich des Erdgeschosses besonders wärmegedämmt und eine neue Heizungsanlage mit Wärmerückgewinnung für das gesamte Gebäude installiert.

Das Erdgeschoss des Gebäudes wurde im Ganzen behindertengerecht umgestaltet. Der Hauptzugangsbereich des Gebäudes wurde nach Recherchen des Heimatarchives unter Anlehnung der damaligen Architektur mit einer neuen Treppenanlage mit behindertengerechten Lift hergestellt.


Im Strohdachhaus in Timmendorfer Strand steht auch ein Rollstuhl, der von der Kur-Apotheke Niendorf, Michaela-Alexandra Banzhaf, gesponsert wurde. Hier wird Max Teubert (mit dem neuen Rollstuhl) auf der neuen Treppenanlage mit behindertengerechten Lift von Bürgermeister Volker Popp und Bürgervorsteherin Anja Evers begleitet. Teubert hat sich als Schwerbehinderten-Beauftragter der Gemeinde dafür stark gemacht - mit Erfolg (Foto: René Kleinschmidt)

Die Räumlichkeiten des „Strohdachhauses“ werden neben den drei Seniorengruppen („Seniorentreffpunkt“, „Montagssenioren“ und Seniorengruppe „Ostsee-Seepferdchen“) und dem Seniorenbeirat der Gemeinde für regelmäßige Veranstaltungen der Gleichstellungsbeauftragten, der Volkshochschule und des Sozialverbandes genutzt. Im Dachgeschoss des Gebäudes ist das Gemeindearchiv untergebracht.

Hintergrund:

Das Reetdachhaus am Timmendorfer Platz – in der Bevölkerung auch Strohdachhaus genannt - wurde im Jahr 1924 als Amtssitz der Bäderverwaltung für die Seebäder Timmendorfer Strand, Niendorf, Scharbeutz und Haffkrug erbaut. Es ist das älteste, noch aus der oldenburgischen Zeit stammende Gebäude in Timmendorfer Strand.

Das Reetdachhaus wurde auch während der Nazizeit weiterhin als Amtssitz der Bäderverwaltung genutzt und überstand den zweiten Weltkrieg ohne Schäden. In der Nachkriegszeit kamen hier kurzzeitig Flüchtlinge unter, dann wurde das Gebäude für die Kurverwaltung der neugebildeten Gemeinde Timmendorfer Strand genutzt. Zwischenzeitlich wurde auch noch das Bürgermeisteramt in dem Gebäude untergebracht.

Ende der 60er Jahre siedelte die Kurverwaltung in das von der Gemeinde als Rathaus genutzte „Olgaheim“ (Alte Rathaus) am Timmendorfer Platz um. In das Reetdachhaus zog der leitende Arzt der Curschmann-Klinik ein, um die Räume als Privatpraxis zu nutzen.

Anfang der 1990er Jahre wurde die Praxis aufgegeben, und es setzte eine ausführliche Diskussion um die zukünftige Nutzung des Gebäudes ein. Von manch interessierter Seite wurde der Verkauf ins Gespräch gebracht, zumal die exponierte und begehrte Lage bei einem Verkauf eine kräftige Entlastung des Gemeindehaushalts versprach.

Aber es kam anders. Nach Renovierungsarbeiten fand das Reetdachhaus im Mai 1993 seine neue Bestimmung: Als „Haus der Senioren“. Nicht nur der „Seniorentreff“ und die Seniorengruppe der Arbeiterwohlfahrt fanden hier nun ein Zuhause, auch der Schachverein, der Reichsbund, der Kulturkreis und eine Malgruppe durften die Räumlichkeiten nutzen. Für einen Teil der Inneneinrichtung konnte auf das Erbe einer Timmendorfer Bürgerin zurückgegriffen werden.

Seitdem hat sich der Kreis der Nutzer geändert, so ist seit dem Jahre 2007 im Dachgeschoß des Gebäudes das Heimatarchiv untergebracht. Aber das Reetdachhaus ist auch heute noch vorwiegend ein „Haus der Senioren“. (MS/R.K.)

Zum Foto ganz oben (zum Vergrößern bitte anklicken!): Neben Bürgervorsteherin Anja Evers, Bürgermeister Volker Popp, Architekt Jörg Bever und Dr. Heiner Herde (Geneindearchiv) waren viele Ehrengäste bei der Neueröffnung des Strohdachhauses am Timmendorfer Platz anwesend. So überreicht Helga Schütt auch einen Beamer, der durch Spenden (u.a. Sparkasse Holstein und Timmendorfer Geschäftsleute) finanziert wurde (Foto: René Kleinschmidt)