Wacken 2024 – ein Erlebnisbericht von “Jimmy” Imholt auf TiNi24.de

Von Jürgen “Jimmy” Imholt
Wacken. Das diesjährige 33. Wacken Open Air ist Geschichte, die Fans sind zum Großteil schon Zuhause angekommen und der Vorverkauf für die 34. Ausgabe, welche vom 30. Juli 2025 bis 2. August 2025 stattfindet, läuft bereits auf Hochtouren. Anderthalb Stunden nach Vorverkaufsstart waren bereits mehr als 45.000 der verfügbaren 85.000 Tickets, die diesmal von Sonntag bis Sonntag zum Campen in Wacken und den Besuch des Festivals berechtigen, verkauft. Die frühzeitige SOLD-OUT-Meldung der Veranstalter kann also mit Spannung erwartet werden.

Nach verspäteter Anreise auf Grund der katastrophalen Verkehrsplanung beim AC/DC-Konzert in Hannover – stundenlanges Warten auf die Ausfahrt aus den dortigen Parkmöglichkeiten gehört anscheinend zum guten Ton – checkten wir beim Wacken Open Air überraschend schnell und problemlos ein und bekamen unsere Pressebändchen inklusive Wegbeschreibung zum dazugehörigen Pressecamp.

Zur Anfahrt bleibt zu sagen, dass es dank der neuen Accesspässe und den tagesaktuellen Routen nur zu unwesentlichen Verzögerungen bei der diesjährigen Anreise kam. Die Resonanz der Metalheads war durchweg positiv.
Der Shuttlebus brachte uns regelmäßig vom Pressecamp zum Wacken United Bereich und wieder zurück. Dieser recht neue Bereich, der früher nur Künstlern und VIPs zugängig war und von dem man direkten Zugang zum Infield mit den Hauptbühnen Faster, Harder und Louder hat, ist nicht nur liebevoll und gemütlich gestaltet, es gibt hier sowohl für alle Künstler, als auch Pressemitarbeiter und zahlende Fans die Möglichkeit, sich zu treffen und untereinander auszutauschen.

Hier hatte ich unter anderem die Möglichkeit, ein paar Worte mit Schauspielerin und Sängerin Tine Wittler zu wechseln, die sich nicht nur für Musik der härteren Gangart begeistert, sondern auch das Netzwerk Metality e.V. aktiv unterstützt. Dieses Netzwerk verbindet Menschen mit dem gleichen Musikgeschmack, sammelt unter anderem nach Festivals gebrauchte, noch gut erhaltene Schlafsäcke ein, um diese Bedürftigen zuzuführen und vermittelt in ihrem Programm Black Dog Anlaufstellen für psychisch erkrankte Menschen, wobei der sprichwörtliche schwarze Hund für Depressionen steht, von denen immer mehr Menschen betroffen sind.


Tine Wittler. (Archivfoto: Jürgen “Jimmy” Imholt)

Ein weiterer, immer wieder sympathischer Gesprächspartner ist Günter Jacobs, seit seinem 68. Lebensjahr Rollstuhlfahrer und seit der ersten Wacken-Ausgabe jedes Jahr dabei. Er ist glühender Fan der deutschen Rockröhre Doro Pesch, stellt sich selbst als Wacken-Opa Günter vor und bahnt sich mit seinem Rolli auch schonmal den Weg durchs Infield vor die großen Bühnen, um in der ersten Reihe live dabei zu sein, was aus Sicherheitsgründen von Seiten der Security nicht ganz so positiv aufgenommen wurde. Opa Günter steht seit 2018 für die kleine, aber wichtige Aktion Lautstark gegen Krebs e.V., die bis heute über 150.000 Euro an Spenden generiert und so dem Krebs den Kampf angesagt hat. Er hat immer eine gute Handvoll Armbänder dabei, die er gegen kleine Spenden gerne weitergibt.


Wacken-Opa Günter. (Foto: Jürgen “Jimmy” Imholt)

Nils Christiansen, Mitbegründer der Wacken Open Air-Fangruppe vor 15 Jahren bei Facebook und dort liebevoll Papa Schlumpf genannt, hat sich ebenfalls ein paar Minuten Zeit für mich genommen. Nils stellt das Sprachrohr der Wacken-Fans dar und hat einen direkten und guten Draht zu den Veranstaltern Thomas Jensen und Holger Hübner, wodurch es der Gruppe immer wieder möglich ist, Fans durch verschiedene Social-Ticket-Aktionen den Festivalbesuch zu erlauben, die sich das aus unterschiedlichsten Gründen selbst nicht leisten können. Das letzte gespendete Ticket in diesem Jahr kam von den Veranstaltern selbst, die auch bei den regelmäßig stattfindenden Fantreffen persönlich zugegen sind.


Nils Christiansen. (Foto: Jürgen “Jimmy” Imholt)

Insgesamt ist die Wacken United Area geprägt vom Austausch untereinander. Egal, ob alte Bekannte, Kollegen oder neue Gesichter, hier kann man mit jedem ins Gespräch kommen und gekühlte Getränke sowie gutes Essen, welches man mit seinem Bezahlchip Cashless Payment, den man vorher aufladen muss, bezahlt. Bargeld wurde ab 2022 an allen Verkaufsstellen des Wacken Open Air verbannt und das System funktioniert tatsächlich ausgesprochen gut. Man kann sogar Trinkgeld geben und das nicht verbrauchte Guthaben wird nach dem Festival wieder aufs Konto zurück gebucht.


Blick aufs Infield. (Foto: Jürgen “Jimmy” Imholt)

Unsere musikalischen Highlights am Donnerstag waren neben Alligatoah, der sich nach seinem letzten Wacken-Auftritt im Jahr 2022 diesmal Mühe gab, deutlich rockiger rüberzukommen, KK´s Priest um den Ex-Judas Priest-Gitarristen K. K. Downing, und die Rocklegenden von Accept.

Die Scorpions um ihren Frontmann Klaus Meine konnten hingegen nur leidlich überzeugen. Man kannte zwar alle alten Hits, aber leider sprang der Funke nicht über. Meine selbst war zwar stimmlich einigermaßen präsent, hielt sich aber mehr oder weniger lustlos am Mikrofonständer fest und überzeugte nicht, vor allem, wenn man den direkten Vergleich zu AC/DC – Frontmann Brian Johnson und seiner Performance in Hannover zieht. Der 76-jährige Johnson lief dem gleichaltrigen Meine deutlich den Rang ab.

Den Abschluss des Abends bildeten die Growling Creatures, ein musikalisch hinterlegter Videozusammenschnitt aus realen und virtuellen Tieren, die derbsten Metal zum Besten gaben. Kann man durchaus so machen.

Freitag rief uns Kiss-Bassist Gene Simmons mit seiner nach ihm benannten Band auf den Plan, der zu unserer Überraschung von der Security ein paar Kinder aus dem Publikum auf die Bühne holen ließ. Es kam, wie es kommen musste, unsere drei Mädels rockten die Bühne. Nach diesem unglaublichen Erlebnis mussten sich Blind Guardian schon arg strecken, konnten letztendlich aber mitreißen und überzeugen. Nachdem uns Korn mit Vollgas ihr New-Metal-Programm zum 30-jährigen Bandbestehen um die Ohren geblasen hatten, ging der Tag mit Tobias Sammets Avantasia melodisch-rockig zu Ende. Wir waren begeistert und erschöpft zugleich.


Familienbild. (Foto: Jürgen “Jimmy” Imholt)

Den Start in unseren letzten Tag bildeten Testament, die seit 1983 kontinuierlich konstant guten Trashmetal abliefern. Im Anschluss daran zeigten die Black-Metaller Behemoth, dass sie ihr 33-jähriges Bühnenjubiläum zu Recht bei der 33. Ausgabe des Wacken Open Air feiern. Hin- und hergerissen waren wir, als zeitgleich die schwedischen Viking-Metaller Amon Amarth auf der Harder- und die britischen Extrem-Blackmetaller Cradle of Filth auf der Louder-Stage auftraten.

Sowohl der bombastische Brachialsound der Wikinger, als auch die teils schrillen Gesänge von Cradle of Filth-Sänger Dani Filth und die Stimme seiner sowohl wunderschön aussehenden, als auch singenden Keyboarderin Lindsay Schoolcraft überzeugten, so dass wir uns gezwungen sahen, während der Konzerte von Bühne zu Bühne zu wechseln, um in den Genuss beider Bands zu kommen. Gelohnt hat sich die Lauferei aber allemal.


Blick aufs Infield inklusive Hauptbühnen Faster & Harder. (Foto: Jürgen “Jimmy” Imholt)

Bevor zum eigentlich krönenden Abschluss Hämatom mit ihrer neuen Gitarristin Rose, die den verstorbenen Gitarristen West würdig vertritt, ersetzt möchte ich hier nicht schreiben, da man in der Hämatom-Familie nicht einfach ein Mitglied ersetzen kann, den Schlusspunkt des Abends und des Festivals setzten, heizten die britischen Metaltitanen Architects dem Publikum ein. Mit brutalen Riffs, melodischem Gesang und sozialkritischen Texten rockten sie den zuvor durch Regen aufgeweichten Holy Ground erst staubtrocken und dann in Schutt und Asche.

Und dann kam Finch. Die Deutschmetaller Hämatom, die zu Anfang ihrer Karriere ab 2004 noch Kinderlieder im Stile der Neuen Deutschen Härte nachspielten und mittlerweile ihren eigenen Weg in die Herzen der Fans gefunden haben, riefen im Vorfeld des Wacken Open Air 2024 andere Künstler dazu auf, sich in einem Battle auf der Wacken-Bühne mit ihnen zu messen. Schlussendlich wurde der Deutschrapper Finch, der früher unter dem Namen „Finch Asozial“ auftrat, als Gegner auserkoren.

Was nun kam, hatte meiner Meinung nach mit Metal und Hardrock nicht mehr viel zu tun. Man coverte gegenseitig Songs und versuchte auf Teufel komm raus, eine Verbindung zwischen Finch und Hämatom herzustellen. Den meist jüngeren Fans in den ersten Reihen gefiel der von Finch forcierte Balllermann-Sound, aber die meisten Stimmen der Metalheads, die ich im Anschluss hörte, klangen unisono und um den Hämatomsänger Nord zu zitieren „Danke Wacken, dass ihr den Scheiß mitgemacht habt!“ Viel mehr war das leider auch nicht.

Ich fahre seit 2007 regelmäßig zum Wacken Open Air und ein Teil dieses Festivals ist auch die Melancholie am Ende des letzten Tages, wenn der allerletzte Gitarrenton verklungen ist und man sich voller toller Eindrücke und musikgesättigt auf den letzten Weg zum Camp-Ground oder vielleicht auch direkt auf den Heimweg macht. Dieses schöntraurige Gefühl, welches gepaart mit der Vorfreude auf das nächste Jahr immer dabei war, wurde mir durch diesen letzten Auftritt genommen, weil nur die Frage übrigblieb: Was zur Hölle war das denn jetzt, bitte?

Zusammenfassend kann man sagen, dass es jedes Jahr fast unmöglich ist, auch nur ansatzweise alle Bands zu sehen, die man sich vorgenommen hat. Zu interessant und vielfältig ist das gesamte Festivalgelände, es gibt verschiedene Ruhezonen, wie den EMP-Backstageclub, wo man Kickern oder sich beim Hau-den-Lukas messen kann. Dazu unzählige Merchandisingverkaufsstände, den Metalmarkt, auf dem eine große Auswahl an Produkten aus der Region und alles, was man zum (Über)leben auf dem Campingplatz braucht, käuflich zu erwerben ist.

Selbst die Bundeswehr präsentiert eine Auswahl an Fahrzeugen und informiert vor Ort über Ausbildungs- und Karrieremöglichkeiten.

Das diesjährige Motto „Hexen und Zaubermeister“ wurde nicht nur auf den Videoscreens umgesetzt, auf dem gesamten Gelände waren ebenjene wunderschrecklich geschminkten und verkleideten Wesen unterwegs.


Der Wackenschädel brennt. (Foto: Jürgen “Jimmy” Imholt)

Im nächsten Jahr werden es, laut Veranstalterankündigung in Form einer fulminanten Drohnenshow, Außerirdische sein, die mit Ufos auf das Wacken Open Air einfallen. Wir dürfen also gespannt auf die Umsetzung sein, wenn die bisher angekündigten Bands und Solokünstler Machine Head, Saltatio Mortis, Papa Roach, Gojira, Apokalyptika, Saxon, Within Temptation, Dimmu Borgir, Ministry, Michael Schenker, Peyton Parrish, Beyond The Black, Clawfinger, Grave Digger, August Burns Red, Obituary, Wind Rose, Brothers Of Metal, Tarja & Marco, Hietala, Hanabie, Decapitated, Destruction, Celeste, Orange Goblin, Angel Witch, Dominum, Exhorder, Night Demon, Mimi Barks, Seven Spires, Clowns, Dool, Crownschift und Midnight zusammen mit vielen anderen Bands und Künstlern musikalisch gegen diese Invasion ankämpfen und sie mit Hardrock und Heavy Metal zurück in den Orbit befördern.

Wir sehen uns in 2025, liebes Wacken Open Air! Rain or Shine!

Text: Jürgen “Jimmy” Imholt

Zum Foto ganz oben (zum Vergrößern bitte anklicken): Wacken-Insider Jürgen “Jimmy” Imholt war für TiNi24.de auf dem großen Wacken Open Air 2024. (Alle Fotos: Jürgen “Jimmy” Imholt)

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